Michel de Montaigne: Essais : du repentir (über die Reue)
Excusons icy ce que je dy souvent, que je me repens rarement et que ma conscience se contente de soy, non comme de la conscience d’un ange ou d’un cheval, mais comme de la conscience d’un homme, adjoustant tousjours ce refrein, non un refrein de ceremonie, mais de naifve et essentielle submission : que je parle enquerant et ignorant, me rapportant de la resolution, purement et simplement, aux creances communes et legitimes. Je n’enseigne poinct, je raconte.
michel de montaigne: 1580 - 1595
Indessen muss man mir zu gute halten, dass ich einerley Sache so oft sage, dass ich mich selten etwas gereuen lasse, und dass mein Gewissen mit sich selber zufrieden ist, nicht als mit einem englischen oder Pferdegewissen, sondern als mit einem menschlichen. Man muss auch meine Einschränkung bemerken, die nicht von einer Verstellung, sondern von von einer wahrhaftigen und wirklichen Bescheidenheit herrühret, dass ich als ein lernbegieriger und unwissender Mensch rede, und die Entscheidung lediglich den gemeinen und richtigen Meynungen überlasse; dass ich nicht lehre, sondern erzähle.
übers. johann daniel tietz : 1753/54
Ich will hier rechtfertigen, was ich oft sage, dass ich selten etwas bereue, und dass mein Gewissen mit sich im Einklang ist: nicht als ein Engels- oder ein Pferdegewissen, sondern als das Gewissen eines Menschen; wozu ich immer einen Kehrreim anfüge, nicht einen Kehrreim der äusseren Schicklichkeit wegen, sondern der einfältigen und echten Unterwerfung: dass ich nur als Fragender und Unwissender spreche, der die Entscheidung schlicht und ganz den gemeinen und gültigen Glaubenssätzen anheimstellt. Ich lehre nicht, ich berichte.
übers. herbert lüthy : 1953
verzeiht, dass ich oft sage, dass ich selten bereue und dass ich mit mir einverstanden bin : nicht mit dem bewusstsein eines engels oder eines pferdes, sondern mit dem bewusstsein eines menschen – und dass ich immer diesen refrain anhänge, der nicht der konvention genügen will, sondern meiner naiven und essentiellen einsicht entspricht : dass ich als fragender und unwissender spreche, der sich schlicht und einfach auf die allgemeinen und geltenden annahmen bezieht. ich lehre nichts, ich berichte.
[se:0704018]
Unter Archiv verstehe ich die Gesamtheit der tatsächlich geäusserten Diskurse; und diese Gesamtheit von Diskursen wird nicht lediglich als eine Gesamtheit von Ereignissen betrachtet, die sich ein für alle mal ereignet hätten und die im Vorhof oder im Fegefeuer der Geschichte in der Schwebe geblieben wären, sondern auch als eine Gesamtheit, die weiterhin funktioniert, sich im Laufe der Geschichte transformiert, anderen Diskursen die Möglichkeit des Auftretens gibt.
michel foucault: schriften 1. dits et ecrits.
Muss man den letzten Müssiggänger darauf hinweisen, dass ein ‚Tableau’ (und wahrscheinlich in allen möglichen Bedeutungen des Wortes) formal eine ‚Serie von Serien’ ist? Auf jeden Fall ist es kein kleines festes Bild, das man vor eine Laterne stellt – zur grossen Enttäuschung der kleinen Kinder, die in ihrem Alter freilich die Belebtheit des Kinos vorziehen.
michel foucault: archäologie des wissens.
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