2007-05-08

MIREILLE MATTHIEU

ich mag sie nicht so recht mögen, weder ihre stimme, noch ihre chansons, noch was sie sonst so an meinungen von sich gibt – ihre prinz-eisenherz-frisur mag ja gender-studies anregen (und vice versa > prinz ironheart). das ist alles egal, ich muss sie ja nicht mögen. aber jetzt, als wärs noch nicht genug an konfusion und disparatheit in der grande nation, singt sie auf dem platz de la concorde im schlepptau von neupräsident sarkozy die marseillaise! gibt es in frankreich kein recht auf geistiges eigentum? kein schamgefühl? (falscher denkansatz oder was auch immer : die menschen feiern sich selbst. jeder sich. auch ganz ohne wahlen. auch ich möchte wie foucault (berühmt) sagen können, dass es egal ist, wenn ich verschwinde. aber vielleicht hat er das gar nicht gesagt. aber einen denkpürzelbaum in bezug auf 'wer ist was' möchte man doch sehen, bei einem präsederanten : einem, der einigen galliern vorsitzt, ganz, als ob sie das sitzen nie gelernt hätten und das ihm abschauen müssten -- ich hör jetzt auf, weil viele das schon besser und aus grösserer not heraus gesagt haben. jammer ist nur solidarisch kommunizierbar, und auch dann nur rudimentär.)

jules vallès in l’insurgé: „Il faudra, comme au Cirque, un artiste d’ordre inférieur, clown ou singe, de ceux qui, après le grand exercice, ocuppent la piste, tandis que l’on reprend les chapeaux et que l’on fait appeler les voitures. On m’a offert d’être singe : j’ai accepté.“

NZZ, 8.Mai 2007: „Kurz nachdem
Mireille Matthieu während des Konzerts auf der Concorde die Marseillaise angestimmt hatte, entschwand Sarkozy wieder durch die Tuileriengärten, um an anderen Orten der Hauptstadt seiner Anhängerschaft zu danken.“

das, die anhängerschaft, scheinen immerhin 53,06 der stimmbürger zu sein. nicht grad viel mehr als die hälfte, aber in frankreich scheinen, da dies das beste resultat in einem wahlgang für die präsidentschaft seit 1965 ist, immer knapp 50% der citoyens den kürzeren zu ziehen. jules vallès,
l’insurgé, der nie den staatsaffen gespielt hat : ich wünsch ihn mir zurück, nicht nur, weil er auch ein „Tableau de Paris“ geschrieben hat wie louis-sebastien mercier, aber auch drum. auch er war ein bewohner von paris, bis er england dem gefängnis vorgezogen hat. und das fiel ihm nicht leicht. courbet ist in die schweiz verreist, für adieu. die vendôme-säule steht immer noch wieder.

(wenn denn schon ein vorschlag zur verschönerung von paris : vendôme-säule zu eiffeltürmchen umschmelzen, die hosen von sarkozy ins pantheon hängen.)



Bild und Titel : NZZ 8.Mai 2007

[se:070508]

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