2007-07-12

LEMMA, LEMMATA (pl.)

das lemma ist der wunderschönste hin-, ver- und ins-leere-führende-weis-flick (ein naseweis sondergleichen und den präriehunden & murmeltieren verwandt): kommt man in die nähe von lemmata, dann pfeift das wachhabende lemma und alle anderen lemmata verschwinden blitzartig in die lücken des textes. der genasführte leser stutzt, die ‹anals’ = pinggeligen verdammen die enzyklopädisten und die neugierigen suchen weiter im gebirge oder in der prärie weiter. die freunde der lemmata, die lemmataphilen, seit kindsbeinen vertraut mit dem seltsamen verhalten der lemmata, verhalten sich ruhig (ein schmunzeln ziert oft selbst die gesichter der ältesten lemmatakenner) und beginnen zu wundern, denken, träumen und sich notizen zu machen.

dieses verhalten wurde von ferdinand de saussure, ludwig wittgenstein, roland barthes und vielen anderen studiert, beschrieben und analysiert – allerdings sind wenig erfolge in bezug auf das paarungsverhalten der lemmata zu verzeichnen. weitere feldstudien liegen zwar vor, zb. von jorge luis borges, aber auch diese dringen nicht in das herz des sozialverhaltens der lemmata vor.

frank zappa hat das alles ebensowenig verstanden oder vielmehr missverstanden als er (als hommage an die lemmataphilen?), dichtete und sang: «i have a big dilemma with my big leg emma» wie auch die meisten beteiligten am notorisch berühmten ‹lemmatastreit’ – mehr: vide ‹lemmatastreit’.
frank zappa kann man nicht grad unbedingt ‚lit.:’ nennen, aber trotzdem spannend (hier kommt dann eine discographie hin, vielleicht).

die fussnoten versacken in blogtexten - die muss man extra reinmontieren : auch ein trübes blogleben : ganz ohne fussnoten.

also hier, das gehört jetzt einfach irgendwohin in den text oben :
und ein buch so ganz voll nur mit lemmata, das würd ich noch immer gerne machen. ein lemmata-nestbau, mit ganz vielen unterirdischen höhlengängen, so verzweigt, dass die ganze babylonische bibliothek von borges mehrfach unterwühlt ist und in sich selbst ins gwaggeln kommt. und sich trotzdem ein bisschen freuen darf in all dem absolutistischen wahn (als ob sich ein buch, eine wort- und letternfolge, nach ganz langer zeit gefunden hätte und sich in arme die fällt) : so viel wispern in so vielen worten. und der mond muss nicht immer scheinen - nur manchmal, wenn ein lemma vorbeihuscht, blitzt der silbrige pelz im mondschein auf.
seltsam, respektive klassischer nepotismus, ist, wie sich bei mir die lemmata ganz schnell in der alphabetisch oder grad-durch-gedanken vorgegebenen familie verbandeln: und jedes weist auf sich zurück, so mit dem kurzen umweg über die geliebten, oder auch nur verschwägerten. ja, und manchmal ist der bezug auch nur homophon. auch das ist eine variante der familienbildung. genauso wie das gegenteil, das heterophone. (>raymond roussel; autismus)


[se:030611/040223]

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