2009-04-20

BAROQUE (HIGH CONTEXT)

“oh man, the way you’re talking – it’s all high context baroque!”
“uhh – might be, oh well – ever had a conversation with a cat?”

> grimmelshausen (und zwar nicht wie immer der 'simpliz', man darf auch mal ins 'das wunderbarliche vogelnest' lesen, da steht auch viel wunderliche welterfahrung drin : „’Lapperei,! Lapperei! Lapperei!’ sagte der ander, ‚wir wissen nur von einem und zwar von unserem Geschlecht von Menschen, das erschaffen worden, die gefallenen-Engel-Stell daraus zu ersetzen, aus welchem auch der Welt Seligmacher geboren, durch den wir armen Adamskinder wieder zurechtgebracht worden, ihrer Seeligkeit zu geniessen, dafern wir anders den breiten Weg dazu gehen wollen. Es gibt mich nicht mehr wunder, dass es je und allweg so viel Spaltungen und Ketzereien abgeben hat, wenn ich sehe, dass noch ein jeder Phantast seine närrischen Einfäll und törichten Grilllen mit H. Schrift behaupten will! da doch ein jeder mit Furcht und Zittern sein Heil wirken sollte.“ ja, gäll, nach all den kriegswirren des 30jährigen krieges, nach tot- und mordschlag : da bin ich erstaunt, dass einer überhaupt noch schreibt. und wie: fulminant und ausufernd, als ob ihm irgend ein fliessband eine schreiberleuchtung gegeben hätte, kann er seite um seite füllen. diese erzähllust, dieser tintenüberfluss! leicht suspekt im ganzen schreibenkönnen, aber das ist es ja nicht nur, man muss es auch lesen-können. da bin ich mir suspekt. ich kann dann nicht mehr ganz so lange. schön wärs aber doch, wenn ichs könnte).

> laurentius von schnüffis (den vor allem auch! darf man lesen : barock und doch: auf weniger als tausend seiten schreibt er auf hundert seiten so viel barock, dass einem ganz konfus wird : bitz beispiel aus "Das fünffte Wunder-spil. Das Kegel-Spil" "13. Wie mancher liebet seinen Hund / Vil mehr / als seinen Bauren / Sie müssen seyn nur Lauren/ in seinem Läster-Mund. / den Hunden schmeichelt er gar schön / Obschon ausgeht der warme Pfön/ von jenem / bald von diesem / Ist der Gestank doch Bisem." und: in der "Miriantischen Mayen-Pfeiff" steht ganz gegensätzlich zum weltenphöhn ganz seelengerüchig (also wie geht das denn genau, wenn der körper zwar verwest, die seele aber quasi freischwebend rüchelt und verehrt): "3. Dir / Maria / will ich singen / Biss ich werde fallen hin / Biss die Gurgel-Saiten springen / Und ein todter Schwan ich bin: / Doch wird mein Seel nicht sterben / Noch / wie Philamond verderbe: / Sondern dich / O Himmels-Pforth / Lob- und Preissen immerfort".
da kann ich nur noch staunen : so viel realismus und so schön gesagt! da röten sich der englein pfüdlibacken vor freud und zückung, mit ganzganzwenig scham gepaart. die barocken! die wussten noch was verehrung war : ganz eros und überhaupt fresslust : verschling! (und gürps!) ein schönes leben, mal abgesehen von den totentänzen, die auch ganz schön gruselig und wahr sind.)

[se:090421]

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